Edin Hasanović

Edin Hasanović Instagram – 1. Juni 1992 
Inzwischen ist es mir sogar unangenehm so intime und heilige Themen und Gefühle,die so schmerzlich sind in diesem Medium mit wildfremden Menschen zu teilen.Und gleichzeitig empfinde ich das jährliche Erinnern daran als wichtig.Krieg,Tod und Vertreibung sind für viele nur eine weitere Nachricht.Mit meinem Text aus 2018 versuche ich ein schärferes Bewusstsein und Greifbarkeit zu schaffen.

„Es jährt sich mal wieder der Tag,an dem 750 Männer,aus der Umgebung Klisa,im Zuge des Bosnienkrieges verschwanden.Er gilt als Todestag.Ob sie an dem Tag starben oder Tage,Wochen,Monate später und wie,weiß nur ein Überlebender vage.Bis heute fehlt vom Großteil jede Spur.Auch von Senad,meinem Papa.Ein Leben lang war es mein Wunsch,meinen Vater begraben zu können,bevor ich sein Alter erreiche,als er verschleppt und umgebracht wurde.Nun ist es also soweit. 2018 und die Gewissheit,dass dieser Wunsch nie erfüllt werden wird.Dieses Jahr ist anders als all die anderen.Mit dem heutigen Tag nämlich,habe ich meinen Vater überlebt.Noch nie hab ich mich ihm näher gefühlt als jetzt,mit 26 Jahren.Genau so jung durfte er nur werden.In diesem Alter war er damals mit Tod konfrontiert.Mit seinem eigenen,wahrscheinlich grausamen. Mein Babo,so nennt man bei uns den Vater-ein Wort,das ich nie sagen durfte-konnte sich nicht mal von uns verabschieden.Er trug mich in seinen Händen.Ein Tschetnik stellt ihn vor die Wahl,den Säugling in den Fluss zu werfen oder seiner Frau zu übergeben.„Pass gut auf ihn auf“,sagt mein Senad.Dann-ein letzter Blickwechsel zwischen Mama und Papa.Ohne zu wissen,dass es ihr letzter sein wird.Er wird auf einen Lkw gepfercht.Meine Oma verliert an diesem Tag 3 Söhne.Nie wieder wird man etwas von ihnen hören.Ich habe mich damit abgefunden nie zu wissen,wie die Stimme meines Vaters klang,wir er roch oder wie es ist eine Umarmung von ihm zu bekommen.Aber es ist ein merkwürdiges Gefühl von Jahr zu Jahr dagegen anzukämpfen,dass die Hoffnung erlischt,endlich Ruhe zu finden.Dieser Anhänger ist von ihm übrig geblieben,den ich immer mit mir trage.
Eingraviert:„Volim te“-ich liebe dich.Als hätte er gewusst wie viel Kraft er mir mein Leben lang damit schenken wird. | Posted on 01/Jun/2021 13:41:55